Die Ansteuerung und Auslösung von Sirenen erfolgt im Land Brandenburg heute zu großen Teilen über die Digitale Alarmierung (POCSAG-Protokoll). Die dafür genutzte Architektur wurde in den 1990er Jahren geschaffen. Die Technik zur Alarmübermittlung wurde dabei stetig erneuert, während die Steuergeräte der Sirenen über lange Zeiträume kaum verändert wurden.
In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Auslösung von Sirenen zur Warnung der Bevölkerung wieder einen größeren Stellenwert einnimmt. Damit einhergehend wurde deutlich, dass die bisher genutzten Standards zur Alarmierung von Sirenen mit den gestiegenen Anforderungen nicht mehr mithalten können.
So verfügen ältere Steuergeräte von Sirenen oft nur über die Möglichkeit zur Programmierung von zwei RIC-Adressen (z.B. des Ortsteils und des Landkreises) inkl. der Hinterlegung von 4 Unteradressen. Das ist oft nicht ausreichend um weitere Auslösemöglichkeiten (z.B. Ansage von hinterlegten Sprachaufnahmen) zu realisieren oder weitere Auslöseberechtigte (z.B. das Land Brandenburg) freizuschalten. Hinzu kommen weitere technische Schwierigkeiten wie z.B. eine lange Alarmlaufzeit bei gleichzeitiger Alarmierung von vielen RIC-Adressen (bis zu mehreren Minuten!) und fehlende Möglichkeiten zur Überwachung des Zustands einzelner Sirenen.
Seitens des Landes Brandenburg (ASBB) wurde deshalb in enger Zusammenarbeit mit den Regionalleitstellen die Möglichkeit zur Sirenensteuerung über TETRA (Digitalfunk) geschaffen. Grundlage bildet dabei das Konzept „Alarmierung und Fernwirken“ der BDBOS (Version 5.0 vom 22.03.2022) in Verbindung mit der „Callout“-Funktion des Digitalfunks.
Vereinfacht ausgedrückt wird dabei das Steuergerät der Sirene durch eine moderne Einheit mit verbauten Digitalfunk-Empfänger (FRT-Funkgerät) in Kombination mit einem POCSAG-Empfänger ausgetauscht. So ist die Sirene wie bisher über die Digitale Alarmierung, als auch über Digitalfunk alarmierbar. Die Einsatzleitsysteme der Regionalleitstellen wurden durch technische Anpassungen in die Lage versetzt Sirenen über TETRA anzusteuern, inkl. der Möglichkeit zur Auswertung der technischen Rückmeldungen.
Die Einsatzleitsysteme senden Sirenen-Callout-Telegramme dabei immer an eine durch die ASBB festgelegte Digitalfunkgruppe des betreffenden Landkreises bzw. der kreisfreien Stadt. Die Steuergeräte der einzelnen Sirenen werten diese Telegramme aus und entscheiden auf Grundlage einer vorab festgelegten und fest hinterlegten Logik, ob Sie auslösen oder stumm bleiben. So ist es möglich eine Vielzahl von Sirenen direkt und unmittelbar anzusprechen. Die Alarmlaufzeiten bis zum Auslösen der Sirene verkürzen sich auf unter 3 Sekunden! Das nachfolgende Schaubild soll diesen Ablauf noch einmal verdeutlichen:
Zusätzlich senden die Sirenen über den Digitalfunk Statusmeldungen zurück an die alarmgebende Stelle. So können fehlerhafte Programmierungen, Defekte oder sogar Sabotagen frühzeitig erkannt werden.
Bevor eine Auslösung erfolgen kann, müssen jedoch einige Vorarbeiten durch die Aufgabenträger erfolgen. Hierfür wurde ein Merkblatt durch die Autorisierten Stelle Land Brandenburg erstellt, welches die wichtigsten Informationen zum Thema noch einmal zusammenfasst (^1).
Des Weiteren wurde durch die Geschäftsstelle des technischen Leitstellenverbundes eine Excel-Tabelle (^2) erstellt, welche die Programmierung der Sirenen vereinfacht. Darin können die Sirenen eines Aufgabenträgers gesammelt erfasst werden. Anschließend werden automatisch die notwendigen Programmierungen der jeweiligen Sirenen (wichtig für den Lieferanten/Hersteller) und die Datensätze für das Einsatzleitsystem (wichtig zur korrekten Auslösung) erstellt. Im Datenregelwerk wurden zudem alle notwendigen Grundsätze zur Datenerfassung im Einsatzleitsystem beschrieben (^3).
Der Bund und das Land Brandenburg unterstützen die Modernisierung der Sireneninfrastruktur finanziell. So konnten mit Bundesmitteln bereits 197 elektronische, batteriegepufferte Sirenen mit POCSAG und TETRA BOS-fähigen Sirenensteuergeräten errichtet und 14 vorhandene Sirenen mit TETRA BOS-fähigen Sirenensteuergeräten nachgerüstet werden. Zur technischen Befähigung für TETRA CallOut wurden alle fünf Integrierten Regionalleitstellen sowie weitere Bestandssirenen mit Landesmitteln gefördert. Hierbei stand insbesondere die Ausstattung mit TETRA-BOS-fähigen Sirenensteuergeräten im Vordergrund.
Aus sicht der Bürger kann eine Umrüstung von Sirenen auf die Tetra-Alarmierung nur empfolen werden, da dadaruch die derzeit besten technischen Möglichkeiten zur Warnung der Bevölkerung Anwendung finden.
Verweise:
- Merkblatt der ASBB (LVN-Link)
- Exceltabelle zur Datenerfassung (LVN-Link)
- Datenregelwerk – Sirenen-Callout (DF3) (LVN-Link)
- Handreichung des PMeV zur Sirenensteuerung über Tetra
Bilder:
- Bilder der Sirenen wurden von Maik Schlange bereitgestellt