Die letzten Erfahrungen aus den vergangenen unglaublichen Waldbränden und extremen Unwetterereignissen führten zu der Erkenntnis, dass ein effizienterer Informationstransfer zwischen den beteiligten Einsatzeinheiten zu einer schnelleren Bewältigung jener Einsatzlagen und somit zu einer Reduzierung des Schadensausmaßes führen kann. Das Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg fördert über die Regionalleitstellen im Jahr 2024 den Aufbau eines landesweit vernetzten, digitalen Informationsraumes. Die sogenannte BOS-Cloud ist ein herausforderndes Projekt mit zahlreichen Teilbereichen, welche die Zusammenarbeit und Kommunikation von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) im Land Brandenburg auf Dauer verbessern soll.
Mit dem Ziel einen Komplettausfall einer integrierten Regionalleitstelle durch zwei andere Notrufzentralen im Land Brandenburg zu kompensieren, wurde im Jahr 2012 die kommunale Arbeitsgemeinschaft „Leitstellenverbund – Netzwerk 112 Brandenburg“ gegründet. Heute – gut 10 Jahre später, stehen die Leitstellen – zusammen mit den Führungseinheiten des Brand- und Katastrophenschutzes – vor neuen Herausforderungen. Durch den Klimawandel bedingt, häufen sich extreme Unwetterlagen und unglaublich große Waldbrände in unserer Region. Eine wesentliche Erkenntnis aus den vergangenen Einsatzlagen sind Defizite im Informationstransfer zwischen den beteiligten Einsatz- und Führungskräften.
Bereits während der Corona-Pandemie hat das Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg (MIK) die Regionalleitstellen damit beauftragt, ein vernetztes Stabs- und Lageführungssystem für Stäbe aufzubauen, um die bislang bestehenden Medienbrüche möglichst vollständig zu überwinden.
Im Land folgten weitere Pilotversuche und lokale Projekte zur Digitalisierung mit dem Ziel die Kommunikation zwischen den Beteiligten BOS zu verbessern. Beispielsweise ein BOS-Messenger mit Videotelefonie, diverse Apps zur Alarmierung, mit Rückmeldefunktion und zur Übermittlung von Zusatzinformationen, wie auch lokale Installationen von Stabs- und Lageführungssystemen, u.v.m.
Herausfordernd bei all jenen Werkzeugen, sind neben der Finanzierung und des initialen Aufbaus, die Vernetzung mit vorhandenen Systemen, die Sicherstellung eines dauerhaften Betriebsablaufes, sowie die Schulung und Beteiligung aller Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben im Land Brandenburg. Gleichzeitig sollte für den Erfolg die Umsetzung möglichst effizient erfolgen, sowie über einen hohen Grad an Transparenz und Akzeptanz verfügen. In diesem Kontext wurde in Zusammenarbeit des MIK und der Geschäftsstelle des Leitstellenverbunds Anfang 2023 ein Konzeptentwurf diskutiert, welcher alle bisher erkannten funktionalen Anforderungen aus der Praxis in einen gemeinsamen digitalen Informationsraum vereint – der sogenannten BOS-Cloud.
Das Konzept wurde im Rahmen des Brandenburg-Pakets durch das MIK als förderfähig bewilligt und seit Dezember 2023 liegen den Integrierten Regionalleitstellen im Land Brandenburg die Fördermittelbescheide vor.
Bestandteile der BOS-Cloud:
Der Informationsraum BOS-Cloud Land Brandenburg umfasst folgende Bestandteile:
- Aufbau einer zentralen stabilen IT-Infrastruktur (BOS-Cloud) einschließlich vollverwaltete mobile Endgeräte (Pads) für Führungseinheiten im Land Brandenburg
- Software zur Einsatzführung in Stäben und vor Ort
- Alarm- und Informationsapp mit Rückmeldefunktion „Brandenburg-Alarm“
- Sicherer interner BOS-Messenger für alle Einsatzkräfte des Landes Brandenburg
- IVENA zur Bearbeitung von MANV Einsatzlagen
- Rettungsdatenblätter
- CEVAS Feuerwehrbericht
- Webportal zur Verwaltung der Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) mit integriertem
- Freigabeprozess und einer Simulation der erstellen AAO
App zur Atemschutzüberwachung (ohne aktive Geräteanbindung) - Zentrale Geo-Daten-Infrastruktur (GDI) speziell für BOS. Hierzu zählen insbesondere geografische Daten, wie Waldbrandkarten, Hydrantenpläne, Munitionsverdachtsflächen, Bahn- und Netzknotenkarten, Bergbausperrflächen, u.v.m.
- Digitaler Wissensspeicher zur zentralen Vorhaltung von Dokumenten, Vorlagen und Einsatzinformation, wie Erreichbarkeiten, Einsatzpläne, Standardeinsatzregeln, UVV-Vorschriften, Gefahrgutauskunft usw.
Wie geht es weiter?
Im Dezember 2024 endet der Förderzeitraum, bis dahin bleibt nicht viel Zeit. In der Folge besteht kaum die Möglichkeit alle betroffenen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben in einem direkten Dialog zu beteiligen. Aus diesem Grund werden wir über einen Newsletterdienst zu den einzelnen Aktivitäten und Maßnahmen regelmäßig informieren. Derzeit wird durch den Landkreistag, dem Städte- und Gemeindebund, dem MIK und den IRLSen im Land Brandenburg eine Kooperationsvereinbarung verabschiedet, welche die Transparenz, Zusammenarbeit und Verantwortlichkeiten im Informationsraum BOS regelt, sowie die Weiterentwicklung und den dauerhaften Betrieb organisiert.